Ich habe vorletzte Woche die Klebebindung mit der Fadenheftung
verglichen und festgestellt, dass das Kleben des Buchblocks unter Umständen seine Berechtigung hat. Auch im handwerklichen und Hobby-Bereich.
Die Klebebindung ist mit ein bisschen Übung einfach und schnell durchzuführen. Zudem ist sie wohl die beste Möglichkeit loses Papier zubinden. Also Papier, dass bedruckt wurde oder alte Notizen oder Unterlagen aus Ordnern.
Auch eine Diplomarbeit oder Bachelorarbeit wird gerne so gebunden, den Copyshops und Druckereien stehen allerdings andere Maschinen und Bindesysteme zur Verfügung als dir zu Hause.
Denn genau darum geht es in dieser Anleitung; dass du deine Klebebindung zu Hause machen kannst.
Werkzeuge
- Pinsel
- Schere
- Messer
- Presse (Vergoldepresse oder DIY-Presse)
Material
- lose Blattsammlung (also Notizen oder Ausdrucke, möglichst im gleichen Format)
- Gaze (mit 3 Schussfäden)
- Leim (Buchbinderleim BB, Klebebindeleim, Holzleim, der biegsam bleibt)
Schritt 1: Die losen Blätter aufstoßen und einpressen
Sammle alle Blätter, die du in den Buchblock binden möchtest, zusammen und lege sie richtig herum und in der richtigen Reihenfolge aufeinander. Zu Oberst und unten füge drei bis fünf Blätter im gleichen Format an. Diese schützen deine ersten und letzten Seiten vor dem Leim und dienen als Fixpunkt für die Gaze, die du später um den Rücken spannst.
Um den Buchblock aufzustoßen, nimm ihn in beide Hände und klopfe ihn mit dem Schnitt auf den Tisch bis kein Blatt mehr eine starke Abweichung von den anderen hat. Einzelne Blätter, die weit rausragen, kannst du zurecht rücken, indem du den Buchblock ablegst und das Blatt an seine Position schiebst.
Noch ist allerdings keine glatte Fläche an dem Bundschnitt entstanden, der später verklebt werden soll. Daher fächere Luft zwischen die Blätter, indem du eine Seite des Buchblocks festhältst und die andere aufbiegst, bis sich die Blätter auseinander wölben. Mit der Luft zwischen den Blätter, bewegen diese sich viel leichter und es ist einfach einen glatten Schnitt zu bekommen.
Stoße den Buchblock an der Bundseite und dem Kopf auf.
Lege ihn auf die Tischkante (wie auf dem Foto), fixiere das eine Ende des Blocks zwischen deinen Fingern und dem Tisch und streiche die Luft mit der Handkante aus den Blättern.
Es kann sein, dass du diesen Vorgang ein paar Mal wiederholst bis dein Buchblock mit glattem Schnitt und im rechten Winkel da liegt. Das ist normal und braucht ein bisschen Übung.
Für den nächsten Schritt ist es am besten eine weitere Person dabei zu haben. Nimm den Buchblock am Bund zwischen Daumen und Zeigefinger deiner Hände. Presse die Blätter mit den Fingern zusammen ohne sie zu verschieben. Erst wenn du dir sicher bis, dass du den Block fixiert hast, hebe ihn hoch und manövriere ihn zwischen die Backen der Presse. Dein Helfer spannt die Presse nun zu, bis diese den Block fixiert hat.
Wenn kein Helfer zur Verfügung steht musst du schauen, dass du den Block mit einer Hand anhebst und mit der zwischen die Presse bedienst, was es ungleich schwieriger macht. Der Profi verwendet eine spezielle Presse, die sich mit einem Fußpedal bedienen lässt.
Auch bei diesem Schritt können Wiederholungen nötig sein. Achte darauf das die zu klebende Fläche möglichst glatt ist und der Kopfschnitt im rechten Winkel ist, damit dein Buch später gerade ist.
Schritt 2: Die Klebebindung
Bevor du nun Leim und Pinsel zur Hand nimmst, schneide dir die Gaze zu, die du später um den Rücken spannst, um die Seiten zusammen zu halten.
Buchbinder-Gaze hat eine Leinwandbindung und drei Schussfäden im rechten Winkel zu den Kettfäden. Diese drei Fäden sollen die Bindung langfristig stabilisieren und liegen deswegen im rechten Winkel zur Bindung. Schneide die Gaze als so zu, dass die Breite (die dreifachen Fäden) so breit ist wie der Rücken plus 4-5cm Übergriff. Die Höhe ist ein bisschen kürzer als die Höhe des Blocks.
Überprüfe, ob sich der Block gut auffächern lässt. Drücke dafür gegen die Seite des Blocks. Wenn sich die Seiten am Bund gut auffächern und um 70°-90° Grad biegen lässt, ist es richtig.
Nimm Leim auf den Pinsel auf und streiche ihn auf der Seite ab. Bestreiche dabei die oberen 2-3 cm der Seite, wo später die Gaze festgeklebt wird. Von dort kannst du den Leim auf den Schnitt verstreichen. Halte dabei den Block geborgen. Dadurch bestreichst du nicht nur die Blattkante, sondern auch 1-2 mm der Blattfläche. Das ist die Besonderheit der Fächerklebebindung; denn die Bindung ist so viel stärker und haltbarer, als würdest du den Schnitt gerade ableimen.
Führe deine Pinselstriche nur von oben nach unten aus, niemals gegen den Strich, da sonst zu viel Leim zwischen die Seiten läuft und die Bindung besser verklebt, als sie sollte.
Leg den Pinsel ab und biege den Block auf die andere Seite. Nimm nochmal Leim auf, dieses Mal aber weniger als beim ersten Mal, denn du verstreichst hauptsächlich noch mal den Leim, den du schon aufgetragen hast.
Richte den Block gerade auf und lege die Gaze auf den Rücken. Tupfe sie leicht an, damit sie kleben bleibt und zieh sie dann an den Seiten runter. Übe dabei richtig viel Druck auf die Bindung auf, um sie möglichst stramm zu machen. Wandere mit dem Festziehen von oben nach unten.
Zuletzt bestreiche den Rücken noch ein weiteres Mal mit Leim. Streiche an den Kanten entlang, sodass keine Leimnasen entstehen können.
Schritt 3: Trocknen lassen und Schmutzblätter abtrennen
Du kannst den Block zum Trocknen in der Presse lassen oder ihn raus nehmen und zwischen zwei Bretter zum Trocknen legen.
Bis der Leim im Buchblock durchgetrocknet ist, dauert es ein bis zwei Tage. Solange solltest du den Buchblock nicht aufschlagen und ruhen lassen.
Zuletzt müssen die Schutzblätter weichen. Öffne dafür den Buchblock; lasse ein Schutzblatt auf dem Block liegen. Lege das Messer auf der aufgeschlagenen Seite zwischen die Blätter und führe die Klinge zum Bundschnitt. Durchtrenne die Bindung am Rücken. Führe dabei das Messer nur vorwärts, die Richtung gibt dir der Buchblock vor. Damit kannst du Wellen im Papier ausgleichen.
Trenne die letzten Schutzblätter auf beiden Seiten ab. Als letztes kannst du das letzte bzw. erste Blatt abreißen. Damit ist dein Buchblock fertig.
Wenn du die letzten Schutzblätter abgerissen hast, wie bei einem Malblock, ist dein klebegebundener Buchblock fertig. Wenn du ein Buch mit festem Einband machen möchtest, kannst du Vorsätze aufkleben und Hinterklebung und Kapitalverzierungen anfügen. Dann machst du den Einband, wie in der Einbandanleitung beschrieben. Für ein einfaches Softcover (wie ein Taschenbuch) brauchst du nur den Kartonumschlag.
Ulrike
ein herzliches Dankeschön für Deine informative und hilfreiche Seite. Sie war gewissermaßen schicksalhaft, denn ich musste am Ostersonntag die Abschlussarbeit meines Sohnes binden, die bis Mitternacht im Terminbriefkasten der Uni sein musste und leider erst gegen 11 Uhr morgens fertig wurde... Ich habe das kommen sehen, anhand Deiner Anleitung die notwendigen Materialien und Hilfsmittel besorgt und ein paar Tage vorher probeweise ein entsprechendes Buch aus irgendwelchen Papierseiten mit Kartonrücken gebunden. Als Leim habe ich käuflichen Buchbinderleim verwendet, der innerhalb von 20 Minuten fest wird. Sonst hätte es zeitlich nicht gereicht. Insgesamt habe ich 8 Exemplare gebunden, und das hat nach Deiner Anleitung gut geklappt. Sieben der acht Exemplare sind richtig toll geworden; einmal habe ich in der Hektik leider die falsche Seite (Vorderseite statt Rücken) verklebt. Ich bin ziemlich stolz auf das Ergebnis und sage Dir nochmals herzlichen Dank! Liebe Grüße Ulrike
Thomas
Vielen Dank für die ganz wunderbaren Infos und die Mühe rund ums Buchbinden.
Ich habe eine Frage hinsichtlich Alternativen zur "richtigen" Buchbindergaze. Ich habe Stoffreste, die ich gerne verwenden würde, bin mir aber nicht sicher, worauf es ankommt.
Reicht es, wenn der Stoff in zwei Richtungen in elastisch ist, sich also so gut wie nicht dehnen lässt? Wie sieht es aus mit der Diagonalrichtung, also wenn du den Stoff z.b. an den gegenüberliegenden Ecken ziehst, darf er dann auch überhaupt nicht elastisch sein?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich echte Gaze überhaupt in deine Richtung ausdehnen kann.
Wenn du sagst, dass man aur jeden Fall echte Heftgaze oder Scharnierstoff benötigt, dann versuch ich es gar nicht erst mit den Stoffresten, die ich habe.
Liebe Grüße,
Thomas
Franja Marske
ich habe noch nie normalen Stoff verwendet anstatt von Gaze. Aber ausgehend von Gaze sollte der Stoff dünn und nur im feuchten Zustand überhaupt elastisch sein. Gaze ist es auch nur ganz ein bisschen.
Im Zweifelsfall kannst du es ausprobieren. Der Leim sollte auch gut zwischen der Webung durchdringen. Die Dehnung würde ich so legen der Block die Bindung einklammert. Also im rechten Winkel zum Rücken, ich hoffe du verstehst wie ich's meine.
Schöne Grüße
Franja
Zine_Freund
Franja von Selberbuchbinden
danke für diese schöne Frage. Ich werde bei der Überarbeitung dran denken es einzubauen.
Die Antwort ist: Die Laufrichtung ist optimalerweise parallel zum Rücken. Es geht nicht darum, dass das Klebstoff ins Papier eindringt, sondern darum, dass das Buch sich später schön aufschlagen lässt. Und bei falscher Laufrichtung kann sich der Buchblock an der Klebung stark wellen, was Schwierigkeiten machen kann.
Für die Stabilität ist der richtige Leim entscheidend und dass du das Buch sorgfältig auffächerst beim Binden
Liebe Grüße
Franja
Zine_Freund
Franja von Selberbuchbinden
Gerne doch.
Saya
Würdest du sagen, dass der Unterschied gering oder groß ist?
Gruß,
Saya
PS: Ich weiß selbst, dass ich nerve, aber das hier wird auch wirklich meine letzte Störung sein.
Saya
Und da du dir ja anscheinend sicher bist, dass mit Gaze und Planatol bb, der Rücken steifer werden müsste, dann will ich dir da Mal Vertrauen und es ausprobieren.
Vielen Dank erstmal für deine Tipps.
Beste Grüße,
Saya
Franja Marske
Schöne Grüße Franja
Saya
Ich möchte das von mir beschriebene Aufschlagverhalten erreichen, da ich es zum einen einfach schöner finde und andererseits Knicke im Buchrücken und im Cover das ich noch auf den Einband kleben möchte, vermeiden will.
Das dies definitiv möglich ist, deutet das Foto von mir ja schon an.
Wenn fehlende Gaze nicht der Grund sein kann, muss es wohl an der Klebe liegen, richtig?
Welche Kleber kannst du denn empfehlen, die ein solches Aufschlagverhalten wie bei mir vermeiden?
Deine Idee den Rücken mit mehr Karton zu verstärken, ist zwar gut, allerdings möchte ich, dass es wie bei einem richtigen Taschenbuch aussieht und der Buchrücken ebenso dünn ist.
Gruß,
Saya
Franja Marske
*nach oben deut* Ich hab schon geschrieben, welcher Leim der Richtige ist.
Ein Karton-Streifen, vielleicht sogar mit der falschen Laufrichtung, trägt nicht so viel auf wie ein halbes Dutzend Leimschichten.
Ich kann's nur wiederholen, im Prinzip ist ein solches Aufschlagverhalten erwünscht.
Mir fallen noch ein paar Lösungen ein, um das "Knicke auf dem Rücken"-Problem zu lösen, aber das wird zu aufwendig in den Kommentaren.
Du kannst gerne in den Zirkel kommen, dann können wir es besprechen und ich kann dir zeigen was ich meine.
Liebe Grüße Franja
Saya
In der Hoffnung, dass es den Buchrücken verstärken würde, habe ich schon vier Klebeschichten mit Trocknungszeiten auf den Buchblock und drei vor dem Aufkleben in den Einband aufgetragen. Wie du siehst, hat das praktisch keinen Einfluss auf die Stabilität des Rückens.
Außerdem habe ich schon Papier mit einer sehr niedrigen Grammatur gewählt. Zu schwer können die Seiten also auch nicht sein.
Würdest du denn sagen, dass beim Binden mit dem von dir genannten Kleber und Gaze, der Rücken wesentlich steifer wird?
Irgendwie kann ich mir nicht so ganz vorstellen, wie das funktionieren kann, da Gaze doch auch nur sehr biegsames, dünnes Material ist, oder ?
Beste Grüße,
Saya
Franja Marske
wie gesagt: Das gute Aufschlagverhalten ist gewünscht. Wenn du es nicht möchtest, versuche den Tipp mit dem Karton zwischen Blockrücken und Umschlag.
Beim Buchbinden wird mehrfädig Gaze verwendet, die recht steif ist, sie wird dieses Aufschlagverhalten aber nicht unterbinden können. Sie macht den Rücken aber stabiler.
Das Taschenbuch ist schon älter; neuere Taschenbücher haben (manchmal) auch ein ähnliches Aufschlagverhalten wie dein Buch.
Warum willst du nicht, dass dieses Aufschlagverhalten entsteht?
Liebe Grüße Franja
Saya
Da ich hier ja kein Bild einfügen kann, sende ich dir per mail, mal ein Foto. Übereinander gelegt, habe ich darauf ein gewöhnliches Taschenbuch mit vergleichbarer Dicke und mein selbst gebundenes Buch. Das Taschenbuch oben im Bild biegt sich wie du siehst, weil es schon ziemlich abgegriffen und strapaziert ist, auch ein wenig, aber nicht annähernd so stark wie das untere.
Gruß,
Saya
Franja Marske
auf dem Bild wird mein Eindruck bestätigt. Die Gaze hilft den Buchblock auch in dieser Hinsicht zu stabilisieren.
Bei einem industriell gefertigten Taschenbuch wird anderer Klebstoff verwendet und am Rücken dicker aufgetragen. Dadurch ist der Rücken steifer.
Ich vermute dazu, dass dein selbst gemachte Buch ein größeres Format hat und das Papier schwerer ist als bei dem Taschenbuch. Das drückt beide Teile des aufgeschlagenen Buchblocks stärker runter als bei dem Taschenbuch.
Das Aufschlagverhalten ist bei deinem Buch schöner, weil weiter; beim Buchbinden ein gewünschter Effekt und ein Qualitätskriterium. Die meisten Taschenbücher sind "zu steif".
Wenn du wirklich einen steiferen Rücken haben möchtest, kann du bei deiner nächsten Klebebindung Gaze verwenden und eine zusätzliche Leimschicht auftragen, nachdem die Erste fast getrocknet ist. Wenn's dir dann nicht reicht, kannst du einen Kartonstreifen in der richtigen Höhe und Breite exakt auf den Rücken aufkleben, bevor du den Umschlag drumlegst.
Schöne Grüße
Franja
Saya
Ich Versuche auch gerade eine Klebebindung selbst herzustellen, aber leider funktioniert es bei mir einfach nicht wie gewünscht. Wenn ich den Buchblock mit dem Einband verklebt habe, bleibt der Buchrücken so instabil, als hätte ich gar keinen Umschlag und verknickt total, anstatt wie bei richtigen Taschenbüchern gerade zu bleiben.
Zugeben, Gaze stand mir als Material bisher nicht zur Verfügung. Könnte es daran liegen?
Oder liegt es am Kleber?
Ich verwende aber bereits Buchbinderleim aus dem Fachhandel.
Hast du vielleicht einen Tipp, wie ich das vermeiden könnte?
Ich habe schon das halbe Internet durchgesucht, aber nirgendwo wird dieses Problem erwähnt.
Lieben Gruß
Franja Marske
hmmm, ohne Bild ist es schwierig mir das vorzugstellen. Hast du einen festen Einband oder ein Softcover?
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass die Gaze (oder eine ebenso stabile Alternative wie ein dünner, weitmaschiger Stoff, durch den der Leim dringen kann) ein unverzichtbarer Bestandteil einer Klebebindung ist. Ohne fehlt die Stabilität und die Technik kann nicht mit genug Zug angewandt werden.
Welchen Leim hast du? Für eine Klebebindung brauchst du unbedingt Planatol BB oder BB superior. Andere Leime haben nicht die richtigen, zähen, biegsamen Eigenschaften, die für eine Klebebindung nötig sind.
Wenn du mir noch ein paar Details gibst, kommen wir dem Rätsel vielleicht auf die Spur.
Liebe Grüße
Franja
Rosi
Also, liebe Grüße und ein schönes langes Wochenende
Rosi
Rosi
Flo
Danke für die aufschlussreiche Blog Seite
Franja Ormhart
natürlich kenne ich die Stadt der träumenden Bücher. Das Orm hat mich auch ein bisschen zu dem Namen inspiriert, denn es ist ein bisschen ein Pseudonym. Mein Herz schlägt für Bücher, ohne dass ich was dagegen machen kann.
Liebe Grüße Franja
holzleim2
Franja Ormhart
ein Betrag zu Klebstoffen kommt bestimmt noch, es ist nur eine Frage der Zeit.
Liebe Grüße Franja
Was denkst du?