Ich lerne gerade Japanisch. Als Jugendliche habe ich die eigenartigen Zeichen abgemalt und versucht zu begreifen, wie sie funktionieren. Aber ich war nicht gut in Sprachen und dachte deswegen, dass ich mich nur quälen würde, mich dadurch zu pauken.
Falsch gedacht. Ich wollte den Versuch wagen, denn ich habe einen Traum. Aber dazu vielleicht zu einem späteren Moment mehr.
Also habe ich mich bei der Volkshochschule angemeldet und - es macht mir Spaß diese Sprache zu lernen. Ich liebe das Schreiben von den runden und eckigen Kana, freue mich über jede gelernte Vokabel und lass mich von der so ganz anderen Grammatik in den Bann ziehen.
Die Sprache verrät so viel über die Kultur und ermöglicht mir tiefere Einblick in das Land, das es schon immer geschafft hat meine Aufmerksamkeit anzuziehen, wie eine Laterne die Motte.
Meine persönliches Japanisch-Buch
Es fällt mir leichter zu lernen, wenn ich die Sachen in meinen eigenen Worten aufschreibe. Und hier ist der Punkt, wo dieses neue Hobby mit meiner Leidenschaft verschmilzt. Schließlich brauche ich ein passendes Notizbuch für diese Zusammenfassungen. Mein eigenes Japanisch-Buch quasi.
Japan hat eine spannendes Buchbinde-Handwerk mit ganz eigenen Techniken, die auf vollkommen anderen Materialien und der anderen Sprache basiert. Einige dieser Techniken haben Eingang in die internationale Buchbinde-Kunst gefunden, wie das Marmorieren von Papier oder die japanische Heftung. Und doch soll es für meinen Fall ein ganz normales Buch werden.
Die Bindung
Ich nehme dafür einen Buchblock, den ich schon länger in meiner Buchblock-Kiste habe. Es ist liniert und hat - nun - viele Seiten. Sollte reichen. Das Format ist 16,5 x 16,4, sollte wohl ursprünglich quadratisch werden.
Zuerst suche ich ein Papier aus, das ich als neuen Vorsatz verwenden möchte. Das dunkelrote Efalin passt gut zu der Farbe der Schrift, mit der der Buchblock zu schon bedruckt ist. Der Einband soll ein anderes Papier bekommen.
Normalerweise wird der Vorsatz nach dem Aufkleben mit dem Buchblock beschnitten. Dann passt er perfekt. In diesem Fall muss ich den Vorsatz exakt passend zuschneiden, sodass er weder zu groß noch zu klein ist.
Das gelingt nicht immer auf Anhieb, er steht noch ein winziges Stückchen über. Aber das kann ich noch kürzen.
Bei dieser Dicke ist ein runder Rücken besser und mit einer Fadenheftung ist das kein Problem.
Die Hinterklebung soll den Buchblock stabiler machen und das Kapitalband dient zur Zierde.
Der Einband
Ein Buchblock ohne Einband ist kein richtiges Buch und es wäre auch gar nicht schön und einzigartig.
Deswegen bekommt dieses Buch einen Einband, der sogar mit seinem zukünftigen Inhalt verbunden ist. Auf dem Papier ist das japanische Alphabet, oder eher die Alphabete, abgebildet.
Das Buch wird also nicht nur schön, sondern praktisch, denn ich kann ein paar Silbenzeichen immer nachschauen, falls ich sie vergessen haben sollte. Es passen zwar nicht alle auf den Einband, aber die, die mir Schwierigkeiten bereiten, sind auf dem Vorderdeckel.
Erstmal hänge ich die Decke zusammen und runde sie. Dann kann ich schauen, ob sie um den Buchblock passt.
Dann erst geht’s an den Überzug.
Das Papier ist hochwertig, es ist einfach es anzuleimen. Ich muss nur noch die Decke auflegen und alles gut anreiben. Die Einschläge klappe ich auf die Rückseite der Decke und die Ecken knips ich ein, damit sie schön geschlossen sind.
Nun sind mit Buchblock und Decke alle Einzelteile fertig und es gilt sie zu verbinden. Einen Buchblock gerade einzuhängen, braucht ein wenig Übung.
Zuletzt drücke ich alles noch fest an und presse das Buch ein.
Anleitungen & Material
Du findest auf Selberbuchbinden die Anleitungen, die du brauchst, um das Buchbinde-Projekt selber umzusetzen. Wenn du einen eigenen Buchblock machen möchtest, beginne ganz am Anfang der Reihe. Wenn du, wie ich einen Buchblock neu einkleiden möchtest, kannst du dich gleich beim Ankleben von Vorsatz und Kapital beginnen.
Besondere Materialien
- Der Buchblock stammt aus einem Geschäft und war nicht teuer. Das Papier ist zwar dünn, aber ich habe vorher getestet, ob die Tinte ausblutet. Grundsätzlich könntest du jeden Buchblock nehmen, ich empfehle aber immer Fadengeheftete, weil sie stabiler sind.
- Ich habe ein Buntpapier gefunden, auf dem eine alte Schrift abgebildet ist*. In Spalten sind die japanischen Hiragana und Katakana aufgelistet. Es gibt noch eine dritte Spalte, aber diese Zeichen kenne ich nicht.
- Für den Vorsatz wählte ich ein klassisches Material für diesen Zweck. Efalin gibt es mit verschiedenen Strukturen und in über 20 Farben*. Ich wählte die Struktur Feinleinen und die Farbe dunkelrot. Efalin ist ein festes Papier und lässt sich einfach verarbeiten.
Das Buch ist fertig und es ist an der Zeit es mit den Regeln der Grammatik zu füllen, die ich bisher gelernt habe. Ich bin gespannt, was es in den nächsten Monaten und Jahren lerne. Nicht nur über die Sprache und Kultur Japan, sondern auch über ihre eigene Buchbinde-Tradition.

es ist eine deutlich größere Herausforderung. Was mit den Händen zu machen fällt mir leicht zu Lernen. Ich hatte fürs Buchbinden auch mehr als drei Jahre Lehrzeit.
Wer weiß, wie weit ich in dieser Zeitspanne bei Japanisch komme.
Ich habe auch über eine japanische Bindung nachgedacht, aber für den Anfang schienen mir die Lineatur im Buch praktisch, um besser Schreiben zu lernen. Eine japanische Bindung kommt gewiss später mal.
Vielen Dank für deine Wünsche und liebe Grüße zurück
Franja
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