Anleitung: Buchdecke zusammenhängen

Dein Buchblock ist nun fertig; höchste Zeit sich um den Einband zu kümmern. Die Buchdecke wird für den Block maßgeschneidert und aus Pappen und Karton zusammengesetzt. Dann erst überziehst du sie mit dem Einbandmaterial.

Es gibt die Variante, dass du die Pappen direkt auf den angeleimten Überzug auflegst, aber mit einer zusammengehängten Buchdecke kannst du erst prüfen, ob alles passt, bevor du dein schönes Material einsetzt.

  1. Buchblock zusammenstellen
  2. Fadenheftung - Französischer Kreuzstich-Heftung
  3. Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben
  4. Decken-Rohling zusammenhängen
  5. Einband fürs Buch machen
  6. Buchblock einhängen

Werkzeuge für diesen Teil der Anleitung

  • Cuttermesser
  • Lineal
  • Schneidmatte
  • Pinsel
  • Sandpapier
  • Makulatur
  • opt.: Stechzirkel

Material für diesen Teil der Anleitung

  • Pappe - 2 Stück [14,5 x 21,5 cm | 1,5 oder 2 mm Pappenstärke]
  • Kraftpapier oder Japanpapier [10 x 21,5 cm]
  • Karton [Höhe: 21,5 cm | Breite wird am Buchblock gemessen, 5 cm reicht wahrscheinlich um dein Stück] abzuschneiden]
  • Leim oder Kleister

Schritte in dieser Anleitung

  1. Zuschneiden der Deckel
  2. Zuschneiden von Kraftpapier
  3. Rückeneinlage abmessen für den geraden Rücken
  4. Zuschneiden der Rückeneinlage
  5. Rückeinlage aufkleben
  6. Pappen ankleben


Zuschneiden der Buchdeckel

Die Buchdecke sind bei einem Einband mit festen Deckeln, auch Hardcover genannt, aus Grau-Pappe.

Die Maße für die Deckel sind 14,5 x 21,5 cm. Sie sind größer als der Buchblock damit eine umlaufende Kante entsteht, die den Buchschnitt schützt. In der Breite muss du den Falz abrechnen.

Wenn du sicher gehen möchtest kannst du die Maße anzeichnen, den Buchblock auf die Pappe legen. Überprüfe, ob die Höhe mit jeweils ~2,5 mm überstehend passt. Bei der Breite richtest du den Buchblock mit der richtigen umlaufenden Kante aus; auf der anderen Seite des Buchblocks bleiben dann ~0,8 cm über die Pappe hinausstehend. Wenn du dir unsicher bist, kannst du einen Millimeter in jede Richtung hinzufügen.

Franja empfiehlt: Pappe ist nicht gleich Pappe
Zwar verwendet der Buchbinder immer Buchbinder-Pappe, eine Grau-Pappe mit definierter Dicke von 1,5 - 3 mm und glatter Oberfläche. Du kannst genau so die Rückseiten von Malblöcken oder Wandkalendern nehmen. Grau-Pappe ist wie der Name sagt, grau, dicht und zumindest von 1 mm Dicke.
Braune Versandkartons sind aus Wellpappe, die fürs Binden von Büchern nicht geeignet sind.
BB Buchdecke 1

Wenn du die Deckel zuschneidest kann es anstrengend werden; Grau-Pappe ist fest und je nach Dicke musst du bis zu 15 Mal mit einem scharfen Cuttermesser durch die Pappe gehen bis du sie durchtrennt hast. In einer Buchbinderei steht für diesen Zweck die Pappschere, bei der du nur einen Zug brauchst um noch so dicke Pappe zu schneiden.

Zuerst zeichnest du die Endformate deiner Deckel auf der Pappe mit Bleistift vor. Beachte dabei die Laufrichtung der Pappe. Die der Deckel sind immer parallel zum Falz beziehungsweise Rücken, also bei deinem hochformatigen Buch schmalbahn. Wie du die Laufrichtung deiner Pappe bestimmst, kannst du im Artikel über die Laufrichtung nachlesen; die Biegeprobe funktioniert bei Pappe am Besten.

Lege das Stahllineal an die Markierung und fahre mit dem Cuttermesser an der Kante entlang. Wiederhole den Schnitt bis du die Pappe durch hast und an allen Markierungen bis du deinen Deckel abgetrennt hast.

Du brauchst pro Buch immer zwei Deckel: einen für Vorne, einen für Hinten.

Franja empfiehlt:
Wechsel regelmäßig die Klinge deines Cuttermessers. Das Schneiden von Pappe macht die Klinge schnell stumpf, weil harte Füllstoffe in ihr enthalten sind. Wenn du danach Papier oder Gewebe schneidest, bricht die Klinge vorher ab, damit du einen glatten Schnitt erzeugst. Oder verwende gleich unterschiedliche Cuttermesser für Pappe und die anderen Materialien.

Damit die Kanten deiner Buchdecke nach dem Überziehen geschmeidig in der Hand liegen, kannst du die Kanten brechen. Gehe mit einem 80iger Schleifpapier für Holz ein, zwei Mal über die Kanten und entferne den Grat, der beim Zuschneiden entstanden ist.

Rückeneinlage abmessen und zuschneiden

Für die Rückeneinlage benötigst du einen Karton, der im Fachjargon Schrenz genannt wird. Üblicherweise ist er ~500 g/m² schwer; du kannst auch Tonkarton oder eine dünne Pappe nehmen.

Die Buchdecke ist am Rücken genau so hoch wie bei den Deckeln, also 21,5 cm.

Die Breite bemisst sich am Rücken des Buchblocks. Da du einen dünnen Buchblock gemacht hast, bleibt der Rücken gerade. Das Runden lohnt sich erst ab einer Blockdicke von 2 cm.

Bleibt der Rücken gerade, ist die Breite der Rückeneinlage die Dicke des Buchblocks an der Bindung plus die Dicke der Einbandpappen.

BB Buchdecke 2

Am Besten kannst du dieses Maß nehmen, indem du den Buchblock auf einen Tisch legst und die Pappen darauf platzierst. Stelle das Lineal auf den Tisch und miss wie hoch der Stapel ist.

Ziehe dann einen Millimeter oder einen Halben ab, damit der Rücken mit dem Überzug nicht zu breit wird.

Schneide die Rückeneinlage mit den vorliegenden Maßen aus dem Karton zu. Beachte auch hier die Laufrichtung, die parallel zum Rücken und Falz verläuft.

Zuschneiden des Kraftpapiers

Zuletzt schneidest du noch das Kraftpapier zu, mit dem die Deckel und die Rückeneinlage zusammengehängt werden.

Dafür benötigst du wiederum die Höhe der Deckel und kannst die gleich Methode anwenden wie vorhin. Die Laufrichtung ist ebenfalls parallel zu Rücken und Falz.

Bei einer Rückeneinlage von unter 2 cm reicht eine Breite des Zusammenhäng-Papiers von 10 cm. Erst wenn der Rücken erheblich breiter wird, braucht du ein weiteres Stück, damit die Übergriffe auf die Pappe groß genug sind.

Das Kraftpapier kann schneidest du wie die anderen Materialien mit Stahllineal und Cuttermesser zu.

Buchdecke zusammenhängen

Wenn du eine Decke zusammenhängt, fügst du sie so, dass du den Einband nur noch überziehst; dabei musst du nicht mehr auf die korrekte Falzbreite oder eine gleichmäßige Höhe der Deckel und Rückeneinlage achten.

Franja empfiehlt:
Wenn du die Decke fertig zusammengehängt und einen Moment lang zum Trocknen liegen gelassen hast, kannst du sie zum Test um den Buchblock legen. Richte sie, wie es später gehört, und überprüfe, dass du alles richtig gemacht hast. Die umlaufenden Kanten müssen gleichmäßig breit und die Deckel im Verhältnis zueinander und zum Buchblock gerade sein. Wenn dies der Fall ist, kannst du sie überziehen; wenn nicht, kannst du die Decke neu machen oder versuchen sie noch zu retten.

Rückeneinlage aufkleben

Mache auf Rückeneinlage und Kraftpapier jeweils mittig oben und unten eine kleine Markierung. Bestreiche deine Rückeneinlage mit Leim und klebe sie auf das Kraftpapier, sodass die Markierungen aufeinander liegen.

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Dadurch liegt die Rückeneinlage mittig auf dem Papier und die Enden, die du auf die Deckelpappen klebst, sind symmetrisch gleich lang. Du musst nicht auf den Millimeter genau arbeiten, aber im Groben sollte es stimmen.

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Drehe die Rückeneinlage nach unten und fahre die Kanten nach, damit sich das Papier später gut falzen lässt.

Falz abmessen

Mit den harten Kanten ist es einfach den Falz abzumessen. Lege das Lineal an der Kante der Rückeneinlage an und misst oben und unten zu beiden Seiten 0,8 cm für den Falz ab. Alternativ kannst du einen Stechzirkel verwenden.

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Franja empfiehlt:
Solang du bei deine Pappen 1,5 - 3 mm dick sind und normales Einbandmaterial, Papier, Buchbinderleinen oder dünnes Leder, verwendest, ist der Falz von 0,8 cm die richtige Breite. Bei dickeren Pappen und Überzug kannst du den Falz breiter, bei dünnen Materialien schmaler, machen.

Deckelpappen ankleben

Jetzt werden die Deckelpappen angeklebt. Lege das Kraftpapier mit der Rückeneinlage nach unten auf Makulatur. Als Abdeckung für den Teil der nicht angeleimt werden soll, kannst du die Deckelpappe nehmen. Lege sie an deinen Markierungen für den Falz an. Die Pappe leimst du soweit an wie dein Übergriff breit ist; das sind meistens 1 - 2 cm. Decke den nicht anzuleimenden Bereich auf der Pappe mit Makulatur ab.

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Bestreiche den Stapel von der obersten Makulatur aus nach unten mit Leim. Hebe die Makulatur ab und nimm Pappe und Kraftpapier bei Seite. Klebe den Deckel auf das Kraftpapier und orientiere dich an den Markierungen für den Falz.

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Lege die Decke wieder auf die Makulatur; diesmal so eingerichtet, dass du die andere Seite anleimen kannst. Lege den zweiten Deckel wie den Ersten auf das Kraftpapier und decke ihn ab. Weiter anleimen und auseinander von einander abheben. Lege die zweite Pappe wieder an den Falzmarkierungen an. Lasse die Decke trocknen und achte drauf, die Deckel nicht zu verschieben.

Lasse die zusammengehängte Buchdecke trocknen; nach 30 min sollte sie fest genug sein, dass du damit weiter machen kannst. Bevor du die Decke überziehst, teste sie am Buchblock, ob sie passt und die umlaufenden Kanten gleichmäßig sind.

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Wenn du zufrieden bist, kannst du dein Material für den Überzug zuschneiden.

  1. Buchblock zusammenstellen
  2. Fadenheftung - Französischer Kreuzstich-Heftung
  3. Vorsatz, Kapitalband und Lesezeichen ankleben
  4. Decken-Rohling zusammenhängen
  5. Einband fürs Buch machen
  6. Buchblock einhängen

Moin, ich bin Franja

Ich bin buchverliebt seit Kindesbeinen und da fiel es mir nicht schwer mein Leben den Büchern zu widmen. 

Ich schreibe selber und binde Bücher, bis jetzt – weiter Buchkünste kommen bestimmt noch hinzu.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht allen Buchbegeisterten die Kunst und das Handwerk rund ums Buch zu zeigen und zu lehren.

Ich gebe Workshops und leite den Zirkel der Selberbuchbinder, einen Online-Buchbinde-Kurs mit Livetreffen.

    4 Kommentare

    • Liebe Franja,
      besten Dank für deine schöne Seite, die mir nach einem Buchbindekurs sehr hilft, ein eigenes Buch zu gestalten.
      Leider verstehe ich deinen Satz "Bei der Breite richtest du den Buchblock mit der richtigen umlaufenden Kante aus; auf der anderen Seite des Buchblocks bleiben dann ~0,8 cm über die Pappe hinausstehend." nicht richtig. Messe ich bei der Breite von Kante zu Kante +0,3 mm Überstand? Muß ich noch den Falz berücksichtigen? Wo bleiben dann 8mm stehen?
      Für eine Aufklärung dankt dir
      Jochen
    • Moin Jochen,
      sorry für die späte Antwort.
      Du hast Recht, der Satz ist an dieser Stelle verwirrend. Man richtet den Buchblock aus, wie er später in der Einbanddecke liegen wird. Dabei bleiben die umlaufenden Kanten frei und auf der einen Seite (dort, wo später der Rücken des Buches sein wird) ist die Pappe zu kurz im Verhältnis zum Buchblock.
      Das ist der Raum für den Falz und entsprechend sollte er 8 mm breit sein.
      Man kann es zwar messen, aber eigentlich ist ein kurzer Test, den man mit schnellem Aneinanderhalten der Materialien vollzieht und schätzt, dass alles ungefähr passt.

      Vielen Dank für den Hinweis; ich werde die Stelle präziser ausarbeiten.
      Herzliche Grüße
      Franja
    • Hallo, erst einmal herzlichen Dank für diese supertolle Seite!

      Ich habe eine Frage bezüglich des Rückenfalzes (oder sagt man Rückenfalze??):
      auch in der unterschiedlichen Literatur habe ich bisher keine Hinweise für eine Berechnung der Falze gefunden. Die werden jedoch unterschiedlich breit angegeben, meist 0,5 oder 0,8 cm, ich habe aber auch schon andere Angaben gefunden. Dabei ging es immer um allgemeine Hinweise, nicht um ein bestimmtes Format.
      Bei der eigenen Buchbinderei habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass 0,5 manchmal knäpplich zum guten Blättern ist und 0,8 auch mal zu breit.
      WIE kann ich das genau ausrechnen??

      Es wäre großartig, wenn Du mir weiterhelfen könntest!

      Herzlichen Dank und viele Grüße und eine gute Woche
    • Hey Angela,

      ich hab gelernt, dass man nur Falz, aber Rückenfalz oder besser Deckelfalz geht auch.
      Die Daumengröße ist 0,8 cm bei einer 1,5-3 mm dicken Pappe. Pauschal kann ich sagen, dass dünnere Pappe einen kleineren Falz benötigt, in der täglichen Arbeit wird der Falz aber selten verkleinert.
      Nötig ist aber bei einer dicken Pappe ein größerer Falz, damit der Deckel beim Aufschlagen nicht sperrt.
      Ausrechnen kann man es theoretisch, wird aber in der Praxis nicht umgesetzt. (und ich müsste tief wühlen, um die Formel zu finden ^_^).

    Was denkst du?

    | 2018 – 2024 | 

    Du darfst meine Anleitungen privat für dich nutzen, sie ausdrucken und zu einem Buch binden. Ich freue mich, wenn du anderen Buchbegeisterten von Selberbuchbinden erzählst und die Inhalte teilst. Eine Nutzung oder Vervielfältigung für Workshops oder auf deiner Seite Bedarf meiner Erlaubnis.