Ich möchte dir eine grobe Einordnung an die Hand geben, mit der du dich in den ganzen Techniken, Materialien und Projekten orientieren kannst.
Diese Zuordnung beruht auf meinen Überlegungen über die technischen Notwendigkeiten der Buchbinderei und dem traditionellen Ablauf der Handwerksausbildung. Und trotzdem ist sie natürlich geprägt von meinen subjektiven Empfindungen, was leicht und was schwer ist, und dem, was die bisherigen Zirkelmitglieder und Kursteilnehmer als einfach oder schwer bezeichnet haben. Kurzum: Die Einordnung erhebt keinen Anspruch auf Korrektheit oder Vollständigkeit.
Sie soll dir als Wegweiser dienen, was jedoch nicht heißt, dass du nicht einzelne Techniken oder Materialien aus hohen Leveln ausprobieren kannst oder nicht von den ausgetretenen Pfaden abweichen sollst. Finde deinen eigenen Weg durch die Buchbinderei, probiere die Techniken und Materialien aus, die dich interessieren und geh auch mal das Risiko ein, dass etwas schief geht, weil es noch “zu hoch” ist.
Die Level sollen dir dabei einen Hinweis geben, worauf du dich einlässt und dich gleichsam vor Enttäuschungen schützen, wie zu neuen Höhen beflügeln.
Die beigefügten Techniken, Materialien und Projekte dienen als Beispiel und sind nicht vollzählig. Stattdessen findest du die Level in den Zusammenfassungen der Anleitungen über die Projektübersicht, Schritt für Schritt und altes Wissen, die Themenseiten.
“Buchbinden ist einfach, aber kompliziert.” Das sage ich immer, wenn mich jemand fragt, ob Buchbinden denn leicht zu lernen wäre. Es ist die kurze Antwort, die ich dann meistens weiter ausführe. Die basalen Techniken sind jede für sich genommen nicht schwierig auszuführen. Die Schwierigkeit steigt mit der Komplexität der aneinander gehängten Arbeitsschritte. Deswegen bilden die Basistechniken das erste Level der Buchbinderei. Für sich sind diese Schritte und Techniken leicht zu bewältigen, aber es wird kein vollständiges Buch draus, wenn du die einzeln anwendest. Du musst sie richtig kombinieren; wie lernst du im zweiten Level. Trotzdem wirst du immer wieder zu diesem Level zurückkehren und eine intensive Auseinandersetzung mit den einzelnen Handgriffen kann ich nur empfehlen.
Wenn du mit dem Buchbinden beginnst, startest du eigentlich mit dem Einstiegslevel, denn du willst am Ende schließlich ein fertiges Buch in der Hand halten. Die Techniken für den Einstieg sind einfache Folgen von Handgriffen, die dich zu deinem fertigen Buch führen. Für die meisten Techniken kannst du dir Zeit lassen, benötigst kein antrainiertes Geschick und hast immer eine Möglichkeit zur Kontrolle der Maße, bevor du mit dem nächsten Schritt weiter machst. Ebenso empfehle ich dir Materialien, die sich einfach verarbeiten lassen und Fehler verzeihen.
Wenn du den Einstieg in die Buchbinderei geschafft hast, gelangst du ziemlich schnell aufs Fortgeschrittenen-Level. Du hast auf die bisher gelernten Techniken aufgebaut und eignest dir ihre Variationen an. Es gibt viele Techniken, die sich ähneln, und die ein wenig anders ausgeführt, optimal für den Zweck eines spezifischen Buchbinde-Projekts geeignet sind. Zudem erweitert sich das Repertoire an Materialien und Werkzeugen. Es ist normal, wenn du auf diesem Level noch ab und zu in die Basis-Techniken reinschaust, vor allem bei jenen, die nur selten angewendet werden. Ich empfehle dir, spätestens jetzt in das alte Wissen einzutauchen, um zu verstehen, wie die Dinge miteinander zusammenhängen und warum sich Techniken und Materialien so verhalten, wie sie es tun.
Für Projekte und Techniken des Pro-Levels brauchst du Übung in den grundlegenden Techniken, denn was du nun lernst, ist herausfordernd und beansprucht deine Konzentration. Da machst du es dir einfacher, wenn du in den vorherigen Techniken schon Routine gewonnen hast. Pro-Techniken sind invasiver (nicht rückgängig zu machen) und verlangen einiges an Übung, Augenmaß oder Zeitaufwand. Manche von ihnen kommen in einem der letzten Projektschritte zum Einsatz und ruinieren, wenn sie misslingen, das ganze Werkstück. Schmerzhaft nicht nur für den Zeitaufwand, sondern auch für die Materialien, die mitunter kostspielig sein können. Manche der Techniken benötigen den Einsatz von teuren Geräten oder Werkzeugen.
Wenn du die normalen Techniken im Schlaf ausführen kannst und in allem anderen schon ein wenig Übung gewonnen hast, machst du den Schritt zum Meister-Level der Buchbinderei. Deine Handgriffe sind entsprechend routiniert und du profitierst von all den Erfahrungen, die du bis hierhin gemacht hast. Wahrscheinlich hat sich deine Werkstatt schon um einige größere Geräte und eine Vielzahl von Werkzeugen erweitert. Das Schönste ist, dass du erkennst, dass dein Lernen der Buchbinderei hier nicht zu Ende ist, sondern sich dir ein weiteres Feld eröffnet mit neuen Techniken und Materialien, mit denen du experimentieren kannst.