"Kann ich Geschenkpapier oder Bastelpapier für meine Bucheinbände verwenden?"
"Wo bekomme ich so tolle Buntpapiere für meinen Einband her?"
Das sind Fragen, die meine Kursteilnehmer mir immer wieder stellen. Teilweise haben sie sogar bereits Papiere dabei. Und die Fragen sind berechtigt, aber nicht so einfach zu beantworten. Denn es gibt viele Arten von Buntpapier und verschiedene Bezugsquellen.
Voraussetzungen für Buntpapier in der Buchbinderei
Es gibt viele verschiedene Papiere, die bemalt, bedruckt oder auf andere Weise gestaltet sind. Da stellst sich die größte Frage, welche Voraussetzungen ein Papier erfüllen muss, um als Buntpapier zum Überziehen von Einbanden oder Schachteln oder als Vorsatz zu taugen.
Der Buchbinder bewertet Papiere nach drei Faktoren:
Gewicht
Das Gewicht des Papiers bestimmt dessen Dicke; je schwerer das Flächengewicht des Papier, desto stabiler ist das Papier. Ausnahmen bestätigen diese Regel.
Papier unter 80g/m² sind zu dünn und reißen schnell im Falz oder an den Kanten der Decke. Papier über 180g/m² ist zu dick und bricht schnell dort wo, du es knickst oder um die Kante ziehst. Zudem trägt es bei der Buchdecke auf. Für den Vorsatz kannst ein dickes Papier oder einen Karton verwenden.
Das optimale Buntpapier hat ein Flächengewicht zwischen 100g/m² und 160g/m².
Laufrichtung
Die Laufrichtung ist wichtig für die Haltbarkeit des Buches und du erzielst ein schöneres Ergebnis, wenn du die Laufrichtung richtig anwendest.
- Bei dem Papier für den Vorsatz und den Einband gilt, dass die Laufrichtung am Besten parallel zum Buchrücken ist.
Bei Papieren, die extra fürs Buchbinden gefertigt sind, stimmen die Laufrichtung und die des Musters überein.
- Wenn du selber Buntpapier herstellen möchtest, teste vorher welche Laufrichtung das Papier hat, dass du verwenden möchtest. Lege dann die Muster so an, dass sie zur Laufrichtung passen.
- Wenn du ein bereits bedrucktes Papier hast und die Laufrichtung und dein gewünschtes Muster nicht zusammenpassen, kann du auch die Entscheidung treffen, dass Buch mit falscher Laufrichtung zu binden. Das ist eine Frage der Abwägung.
Franja empfiehlt:
Ich persönlich mag es nicht, Papier mit der falschen Laufrichtung zu verwenden. Ich wäge jedes Mal genau ab, zu welchem Zweck, ich das Buch verwende. Bei Büchern, die ich täglich im Gebrauch habe, kann die falsche Laufrichtung zu schnellerem Verschleiß am Falz von Einband und Vorsatz führen. Wenn beides einreißt, fällt die Decke von Buchblock ab. Es gibt aber auch Alternativen: Statt eines Ganzbandes, wo das Papier über den Rücken – und damit über den Falz – läuft, machte ich einen Halbband, bei dem der Rücken mit Gewebe überzogen wird, und vermeide so das Problem. So oder so mache bei einem Papierüberzug immer eine zusammengehängte Decke.
Wie du herausfindest welche Laufrichtung das Papier hat, kannst du im Beitrag über Laufrichtung nachlesen.
Größe des Buntpapiers
Die Größe eines Papierbogens spielt eine entschiedene Rolle für die Weiterverarbeitung des selbigen. Das Blatt muss mindestens die Größe haben, die die du als Nutzengröße ausgerechnet hast.
- Als Vorsatz ist das das doppelte Format von der Breite des Buchblocks.
- Für einen Ganzband sind es Höhe der Buchdeckel + Einschlag und in der Breite die Buchdeckelbreiten + Dicke des Buches + Falz + Einschlag.
- Bei Halbbänden brauchst du nur kleine Nutzen Buntpapier, die die Höhe des Buchdeckels + Einschlag haben müssen. In der Breite müssen sie maximal so groß wie die Deckelbreite + Einschlag sein.
Besonders schön ist es, wenn das Papier auf den Buchdeckeln und im Vorsatz gleich ist. Dafür brauchst du ein Papier im entsprechenden Format oder sogar mehrere Bogen Buntpapier.
Franja empfiehlt:
Versuche immer möglichst große Bogen zu kaufen. Dann hast du viele Möglichkeiten das Papier einzusetzen und es bleiben dir nach dem ersten Buch Reststücke, mit denen du noch etwas anfangen kann. Das Standard-Maß für einen ganzen Bogen ist ca. 70 × 100 cm; ein Halber Bogen liegt entsprechend bei 50 × 70 cm. Dieses Maß kann abweichen, wenn es sich handgemachte Buntpapiere handelt, denn dafür werden häufig hochwertige Büttenpapiere verwendet, die grundsätzlich eher kleiner sind. Oder die Verarbeitung machte ein kleineres Maß notwendig, was vor allem bei Marmorierung und handgemachten Drucktechniken der Fall ist.
Arten des Buntpapiers
Schlichtes Tonpapier
Gleich Vorne weg: mit Buntpapieren sind nicht einfarbige, durchgefärbte Papiere gemeint. Diese Tonpapiere können eine Grundlage für ein Buntpapier sein, müssen aber auf einer Seite mit einem Druck oder anderen Gestaltungstechniken versehen sein.
Du kannst ein Tonpapier verwenden, um deine eigenen Buntpapiere zu machen oder sie für einen einfarbigen Vorsatz zu verwenden. Für einen Einband zieht ein Buchbinder sie jedoch nur dann heran, wenn weitere Gestaltungselemente dem Buch zur Zierde dienen.
Vielfältiges Kleisterpapier
Kleisterpapier ist wahrscheinlich das Buntpapier, dass sich am Einfachsten zu Hause machen lässt. Trotzdem gibt es eine wundervolle Vielfalt an Mustern und Farben. Angebote an Kleisterpapieren wirst du selten in Läden oder im Onlineshop finden. Ihre Herstellung ist nicht aufwändig.
Es gibt eine Vielzahl von Unterarten von Kleisterpapier:
Spachtelpapier
Bei Spachtelpapieren wird mit Kleister verdünnte Farbe erst aufgetragen und dann mit einem Spachtel abgezogen. Schicht für Schicht kannst du verschiedene Farben und Muster aufbauen.
Geaderte Kleisterpapier
Wiederum wird hierbei das Papier mit Kleisterfarbe bestrichen, am besten zwei Bogen, die dann vor dem Trocknen aufeinander gelegt werden. Es entsteht ein geadertes Muster.
Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor
Bei dieser Technik bestreicht du dein Papier mit der Kleisterfarbe und nimmst die Farbe dann wieder ab, wo du deine Muster haben möchtest.
Dafür kannst du deine Finger, Kämme, Stempel und Pinsel verwenden.
Klassisches Marmorpapier
Bei Marmorpapier kannst du im Dekor und der Technik unterscheiden. Das Dekor unterscheidet sich nach den Mustern, die du beim Auftragen und später mit Stäbchen oder Kämmen erstellen kannst.
Bei den Techniken gibt es ein paar Unterschiede:
Öltrunk-Marmor-Papier
Bei der Öltunk-Technik marmorierst du mit verdünnter Ölfarbe auf Wasser. Das Ergebnis ist nicht ganz so präzise definiert wie bei Aquarell auf Schleimgrund, besticht aber durch satte Farben und ein haptische Oberfläche.
Marmorieren auf Schleimgrund mit Aquarellfarbe
Die Königskunst unter den Marmorierungen wird mit Aquarell- oder Gouachfarbe auf einem schleimigen Grund aus Carragen-Moos ausgeführt. Der Aufwand rechtfertigt sich durch feine Linien und klare Abgrenzung zwischen den Farben. Dadurch dass sich die Farben aus Aquarellfarben mit Ochsengalle anmischen lassen, gibt es eine atemberaubende Vielfalt an Farben.
Suminagashi
Suminagashi ist die älteste Marmorierungstechnik und wird in Japan schon seit über einem Jahrtausend angewandt. Dabei lässt du Tusche auf einem Wasserbad verlaufen. Durch Takt und Position des Auftragens neuer Tusche entstehen faszinierende Muster.
Ebru
Diese türkische Kunstform basiert auf dem Marmorieren auf Schleimgrund und wird mehr als die anderen Marmorierungsformen als darstellende Kunst angewendet. Gerne werden Blumen oder Landschaften dargestellt, während die anderen Formen eher mit abstrakten Mustern arbeiten.
Traditionelle Buntpapiere mit Druckdekor
Die meisten Buntpapiere, die du heute kaufen kannst, sind gedruckte Buntpapiere. Die Auswahl ist riesig, nicht nur bei den verschiedenen Mustern und Farben, sondern auch in Punkto der verschiedenen Drucktechniken. Die Bogen sind keine handwerklich gefertigten Papiere, die nur einzeln oder in kleiner Auflage produziert wurden, sondern sind quasi unendlich oft reproduzierbar. Dadurch ist der Preis pro Bogen erschwinglich und in großen Mengen einkaufbar.
Obwohl die Papiere sich durch ihre Herstellungsverfahren unterscheiden ließen, werden sie nach dem traditionellen Ursprung ihrer Muster geordnet werden:
Italienisches Buntpapier
Italienische Buntpapiere stammen, wie der Name bereits sagt, aus Italien. Um genauer zu sein aus der Toskana, und einige Muster lassen sich in eine Untergruppe der Florentinischen Papiere einteilen. Diese Papiere zeichnen sich durch abstrahierte florale oder heraldische Muster aus, die in einem speziellen Offset-Druckverfahren mit gold-glänzenden Elementen versehen werden.
Damit meine ich in diesem Fall Papier, die du gedruckt kaufen kannst. Die meisten davon sind durch Offset- oder Digitaldruckverfahren hergestellt worden. Es gibt aber auch Künstler, die mit Lithographie, Siebdruck und anderen Druckformen experimentieren und dabei Buntpapiere herstellen.
Leipziger Vorsatzpapier
Leipziger Buntpapiere werden ebenfalls im Offset-Druck-Verfahren hergestellt und tragen häufig geometrische Muster oder kleine figürliche Elemente zur Schau. Die Farben sind meist gedeckt. Dieser Eindruck wird durch das Papier verstärkt, dass keine glatte Oberflache hat, sondern ein wenig rau ist. Leipziger Buntpapier vermittelt, einen robusteren, bürgerlichen Eindruck im Vergleich zu farbenfrohen, glänzenden Wirkung der Florentiner Papiere.
Japanische Buntpapiere
Es gibt nicht nur in Europa hervorragende Buntpapiere. Die Japanischen Buntpapiere stellen meistens geometrisch-abstrahierte Naturelemente oder florale Motive dar. Vögel oder süße Tiere sind ebenfalls sehr beliebt unter den moderneren Mustern.
Japanisches Buntpapier wird natürlich auf Japanpapier gedruckt und ist trotz seiner geringen Dicke sehr stabil. Die Farbe ist beständig und reibt sich nicht so schnell ab.
Nepalpapiere oder Lokta-Papier
n den Motiven und Mustern ähnlich den japanischen Buntpapieren sind die Papiere aus Nepal. Diese handgeschöpften Bogen werden meistens mit Stempel- oder Siebdruck-Techniken versehen.
Die Qualität ist geringer als bei den hochwertigen italienischen oder japanischen Buntpapieren, doch die atemberaubende Vielfalt an Farben und Mustern und der geringere Preis machen diesen Faktor jedoch wett.
Selbergemachte Buntpapiere mit Drucktechniken für den Hausgebrauch
Eco Print Paper
Eco Print ist eine besondere Drucktechnik bei der die Farben und Strukturen aus einem frischen Blatt gelöst und mit dem Papier verbunden werden. Eine Anleitung wie du diese Technik anwenden kannst, gibt es in meinem Artikel über Eco Print.
Stempelpapier
Bei Stempelpapier druckst du durch Stempel ein regelmäßiges farbig Muster auf dein Papier. Gerne werden dafür großflächige indische Stoffstempel, Musterrollen oder Gegenstände aus dem Alltag verwendet.
Auf der anderen Seite gibt es eine Menge Materialien, mit denen du selbst Stempel herstellen kannst. Bekannt aus dem Schulunterricht sind Linolplatten, die mit speziellen Messer bearbeitet werden können. Mittlerweile erfreuen sich weichere Materialien großer Beliebtheit, die leichter zu beschnitzen sind. Im Zweifelfall tun es aber auch ein paar Kartoffeln und ein Küchenmesser.
Franja empfiehlt:
In dem Buch Bunte Bücher von Michaela Müller sind die verschiedensten Druck-Techniken dargestellt und angeleitet. Es gibt auch ein paar Buchbinde-Anleitungen für schöne kleinere Projekte.
Schablonenpapier
Bei Schablonenpapier arbeitest du andersherum und deckst den Bereich, der ohne Farbe bleiben soll ab. Durch mehrere Schablonen oder das Überlagern der gleichen Schablone mit verschiedenen Farbtönen, erreichst plastische Effekte auf dem Papier.
Wie du siehst gib eine lange Tradition des Buntpapiermachens auf der ganzen Welt. Viele der Techniken kannst du mehr oder weniger einfach zu Hause anwenden und deine eigenen ersten Schritte in diese Kunst wagen.
Karin
was ist denn Schablonen-Papier? Das hab ich noch nie gehört.
LG von Karin
Franja von Selberbuchbinden
das ist Papier, wo das Muster mittels Schablonen aufgetragen wird, manchmal mit lasierenden Farbauftrag, manchmal deckend.
Auf Buntpapier.org kannst du dir Beispiele anschauen -> http://www.buntpapier.org/techniken/schabloniertes-papier.html
Karin
GLG von Karin
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